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Montag, 4. November 2013

Hamlets berühmter Monolog zum Thema Suizid




»Sein, oder nicht sein; das ist die Frage:
Ob’s mehr uns adelt wohl im Geist, die Pfeile
und Schleudern wüsten Schicksals stumm zu dulden,
Oder das Schwert zu ziehn gegen ein Meer der Plagen
und im Anrennen enden: sterben … – schlafen,
Mehr nicht; und sagen, daß durch einen Schlaf
Wir’s Herzweh enden und die tausend Lebenshiebe,
Die unserm Fleisch vererbt sind: ’s ist eine Erfüllung,
Inbrünstig beizuwünschen. Sterben, schlafen,
Schlafen, womöglich träumen – ja, da hakt’s:
Denn in dem Schlaf des Tods, welch Träume kommen mögen,
Wenn man des Weltgeknäuls sich hat entfesselt,
Das gibt zu denken – das der Gesichtspunkt,
Der’s Elend derart langen Lebens macht.
Denn wer ertrüg der Mitwelt Spott und Peitsche,
Des Unterdrückers Unrecht, Hohn vom Stolzen,
Verschmähter Liebe Qual, Verzug des Rechts,
Die Dreistigkeit der Ämter, und die Tritte,
Die der Verdiente stumm vom Nichtsnutz hinnimmt,
Wenn er sich selbst quittiern könnt in den Ruhstand
Bloß mit ’nem dummen Dolch? Wer trüg sein Bündel,
Auf daß er grunzt und schwitzt im Lebensjoch,
Wär’s nicht, daß Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, aus dessen Gauen
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen lähmt,
Und uns die Übel, die wir haben, lieber tragen
Läßt, eh wir hin zu unbekannten fliehn?
So macht Bewußtsein Memmen aus uns allen,
So wird die angeborne Farbe der Entschlußkraft
Siech überkränkelt von Gedankens Blässe,
Und Unterfangen großen Wurfs und Werts
Kehrn dieses Grunds halb ihre Schwungkraft seitwärts, und
Verlieren so den Namen ›Tat‹.«

Hamlet, III,1 (Übersetzung: Frank Günther)




von William Shakespeare
1603 erschienen  
Zweisprachige Ausgabe. 

Montag, 19. August 2013

Dido

Wer?
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Hauptgestalt:

Dido – die Königin (und Gründerin) von Karthago (entspricht ungefähr dem heutigen Tunis)

Weitere wichtige Gestalten:

Menschen:

Anna: Schwester der Dido

Halbgötter

Aeneas – Held der Aeneis, gehört zur Gründungsgeschichte Roms; Sohn der Venus.

Götter

Venus, Iuno (– will Gründung von Rom verhindern), Iupiter, Merkur, ...

Mythen oder Figuren im weiteren Zusammenhang

Der Fall Troias (Homers Ilias)
Anchises = Aeneas' Vater, den er auf den Schultern aus dem brennenden Troia trägt

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Was?
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Auf den Punkt gebracht 

Eine Frauenfigur, die sich aus Liebeskummer heraus umbringt. Der Suizid geschieht sehr dramatisch: Als Dido sieht, dass ihr Geliebter Aeneas mit dem Schiff heimlich Karthago verlässt, lässt sie einen riesigen Scheiterhaufen am Strand errichten, auf dem sie verbrennt.

Die berühmteste Quelle: ›Aeneis‹ von Vergil (19. v. Chr.), Gründergeschichte von Rom.

Etwas genauer

Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Aeneas sowie Didos Tod sind ca. tausend Jahre jünger als die Figur an sich. Der römische Dichter Vergil erzählt die tragische Liebesgeschichte im Rahmen der ›Aeneis‹ .


Aeneas, Sohn von Anchises, verlässt das brennende Troja mit dem göttlichen Auftrag, ein neues Reich zu gründen. Am Ende einer langen Odyssee landet seine Flotte nach einem Sturm an der Küste Karthagos, wo er freundlich aufgenommen wird. Aeneas und Dido verlieben sich, werden zu einem Liebespaar und wollen fortan gemeinsam über Karthago herrschen.

Doch nun schalten sich die Götter ein. Jupiter persönlich erinnert Aeneas durch den Götterboten Merkur an seinen Auftrag, die Gründung Roms, und bringt Aeneas in ein Dilemma: Er muss seinem Schicksal folgen, was eine Verbindung mit Dido ausschließt. Nach einer Reihe von inneren und äußeren Konflikten trifft er schließlich heimlich Vorbereitungen für die Abreise und lässt die Segel setzen.

Als Dido das sieht, erfasst sie Todessehnsucht. Um ihre Selbstmordabsicht umsetzen zu können, muss sie ihre Schwester täuschen. Eine Priesterin habe ihr gesagt, sie könne sich vom Liebeszauber befreien, indem sie alles, was Aeneas zurückgelassen habe, verbrennt. Also lässt sie am Strand einen großen Scheiterhaufen errichten. Sie besteigt ihn, stürzt sich in das Schwert, das ein Geschenk von Aeneas war, und stirbt in den Armen ihrer Schwester Anna. Als später der Scheiterhaufen brennt, sieht Aeneas die Flammen aus der Ferne, doch natürlich kehrt er nicht um.

Im Grunde ist Dido das Opfer eines Streits zwischen Venus und Juno, stellt also sozusagen einen Kolateralschaden der Heldengeschichte von Aeneas dar. Eigentlich wurde sie von den Göttern instrumentalisiert, damit sich Aeneas und seine Mannschaft von der Irrfahrt und den vielen Kämpfen erholen konnte. Doch während Dido an eine Bindung glaubte, den Beischlaf gar als Eheschluss verstand, hatte Aeneas gar keine andere Wahl, als seinem Schicksal Folge zu leisten.

Die Geschichte ist ziemlich kompliziert, weil Vergil den feststehenden göttlichen Plan mit menschlichen Dramen verknüpft und das Ganze zu einer längeren dramatischen Handlung ausbaut. Viele Akteure, viele Motive, sehr menschlich, eine antike Soap, und doch nur ein Teil eines viel größeren Epos.

Das bleibende Bild von Dido ist das einer Frau, die in Liebeskummer dem Wahn verfällt und nicht mehr weiterleben möchte.

Textauszug aus der Aeneis:


Filme auf YouTube 

Comic-Kurzfassung der ›Aeneis‹
Dido wird erwähnt in 1:06-1:22 und vor allem 2:32-3:10

Bildliche Darstellungen








Aeneas erzählt Dido von seiner Odyssee (Pierre-Narcisse Guérin, F 1813)



Rezeption, Umsetzungen: