Montag, 23. März 2015

Höhlengleichnis aus Platons ›Politeia‹



Höhlengleichnis, Philosophie:
ein von Platon (›Staat‹, 7. Buch) verwendetes Gleichnis zur Verdeutlichung der verschiedenen menschlichen Erkenntnisstufen. In einer Höhle erblicken gefesselte Menschen auf eine Wand projizierte Schatten von Gegenständen, die hinter ihrem Rücken außerhalb der Höhle, durch ein Feuer beleuchtet, vorbeigetragen werden.
1. Wissensstufe: Die Bilder werden für die Realität gehalten.
2. Stufe: Ein Mensch befreit sich und durchschaut den illusionären Charakter seiner bisherigen Annahmen, hält aber die Situation in der Höhle für die Realität.
3. Stufe: Er verlässt die Höhle und erkennt die Wirklichkeit. 
Das Höhlengleichnis soll zeigen, dass Erkenntnis möglich ist als eine mit Selbstüberwindung und dem Risiko der Desorientierung verbundene, aber Befreiung bringende mühevolle Arbeit. Da sie immer auf schon vorhandenen und als solche zu durchschauenden Vormeinungen aufbaut, nennt Platon die Belehrung (Erziehung) eine ›Kunst der Umkehr‹. 
Die Phasen des Erkenntniserwerbs lassen sich in moderner Terminologie beschreiben als 1) unkritische Dogmatisierung unreflektierter Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten,
2) partiell-kritische Selbstorientierung,
3) total-kritische Begründung des Wissens. Mit jedem Schritt wird eine neue Stufe der Emanzipation erreicht.

Quelle: Brockhaus - Die Enzyklopädie: in 24 Bänden. 20., neu bearbeitete Auflage. Leipzig, Mannheim: F.A. Brockhaus 1996-99. Unsere Online-Ausgabe enthält aktualisierte Artikel aus der Brockhaus-Redaktion.

Verlag: © F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig – Mannheim


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