Höhlengleichnis, Philosophie:
ein von Platon (›Staat‹, 7. Buch) verwendetes Gleichnis zur
Verdeutlichung der verschiedenen menschlichen Erkenntnisstufen. In einer Höhle
erblicken gefesselte Menschen auf eine Wand projizierte Schatten von
Gegenständen, die hinter ihrem Rücken außerhalb der Höhle, durch ein Feuer
beleuchtet, vorbeigetragen werden.
1. Wissensstufe: Die Bilder werden für die Realität
gehalten.
2. Stufe: Ein Mensch befreit sich und durchschaut den
illusionären Charakter seiner bisherigen Annahmen, hält aber die Situation in
der Höhle für die Realität.
3. Stufe: Er verlässt die Höhle und erkennt die
Wirklichkeit.
Das Höhlengleichnis soll zeigen, dass Erkenntnis möglich ist als
eine mit Selbstüberwindung und dem Risiko der Desorientierung verbundene, aber
Befreiung bringende mühevolle Arbeit. Da sie immer auf schon vorhandenen und
als solche zu durchschauenden Vormeinungen aufbaut, nennt Platon die Belehrung
(Erziehung) eine ›Kunst der Umkehr‹.
Die Phasen des Erkenntniserwerbs lassen sich in moderner
Terminologie beschreiben als 1) unkritische Dogmatisierung unreflektierter
Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten,
2) partiell-kritische Selbstorientierung,
3) total-kritische Begründung des Wissens. Mit jedem
Schritt wird eine neue Stufe der Emanzipation erreicht.
Quelle: Brockhaus - Die
Enzyklopädie: in 24 Bänden. 20., neu bearbeitete Auflage. Leipzig, Mannheim:
F.A. Brockhaus 1996-99. Unsere Online-Ausgabe enthält aktualisierte Artikel aus
der Brockhaus-Redaktion.
Verlag: © F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig – Mannheim
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